Hommage an Romy Schneider

In einer Hommage an Romy Schneider (geboren am 23. September 1938 in Wien; gestorben am 29. Mai 1982 in Paris) werden im Rahmen der Jüdischen Filmwoche drei Spielfilme gezeigt, in denen die Schauspielerin jüdische Frauen verkörpert: Le Train/Der Zug – Nur ein Hauch von Glück, La Banquière/Die Bankiersfrau und La Passante du Sans-Souci/Die Spaziergängerin von Sans-Souci.

In Biographien über Romy Schneider wird öfters betont, dass sie ein recht ambivalentes Verhältnis zu ihrer Mutter Magda Schneider (1906-1996) hatte. Einer der Gründe ist deren Mitläufertum während der Nazizeit, wofür sie von ihrer Tochter immer wieder stark kritisiert wird. Die Mutter ist auch Romy Schneiders Partnerin in einer Reihe von Filmen, wie zum Beispiel in Romy Schneiders Filmdebüt Wenn der weiße Flieder blüht (Hans Deppe, D 1953). Bald wird sie mit weiteren Produktionen, wie Mädchenjahre einer Königin (Ernst Marischka, A 1954) und Sissi (Ernst Marischka, A 1955-1957), zum neuen Star. „Sie wurde sehr gemocht, denn sie tat allen gut. Sie funkelte geradezu herab von der Leinwand aufs graue Nachkriegsdeutschland, Kino war mit ihr wieder märchenhaft und zuckersüß“.Über die weitere filmische Zusammenarbeit mit Magda Schneider meint die junge Schauspielerin: „Die vielen alltäglichen Probleme, die jeder Film mit sich bringt, von der Frisur bis zum Kleid, von dem Make up bis zum zeitraubenden Anprobieren der Kleider und Frisuren – das alles gibt soviel Anlaß zu Gesprächen, die weit über den Rahmen dessen hinausgehen, was ein junges achtzehnjähriges Mädchen mit seiner Mama zu erörtern hat (...). Es gibt auch für eine Mutter mitunter ein herbes, vielleicht sogar bitteres Gefühl, wenn sie sehen muß, daß eine jüngere sie verdrängt, und wenn es zehnmal die eigene und einzige Tochter ist.“

Nach einer gescheiterten Beziehung zu Alain Delon lernt Romy Schneider im April 1965 den Berliner Schauspieler und Regisseur Harry Meyen kennen, und bald werden die beiden ein Paar. Harry Meyen heißt mit bürgerlichem Namen Harry Haubenstock und ist jüdischer Herkunft. Am 3. Dezember 1966 kommt der gemeinsame Sohn David Christopher zur Welt. 1979, vier Jahre nach der Scheidung von Romy Schneider, nimmt sich Harry Meyen, der schon lange an Depressionen litt, das Leben. David verunglückte 1981 im Alter von 14 Jahren tödlich. Mit ihrem zweiten Ehemann Daniel Basini hat sie eine Tochter, Sarah Magdalena, die am 21. Juli 1977 geboren wird.

In Pierre Granier-Deferres Film Le Train/Der Zug – Nur ein Hauch von Glück (F/I 1973) verkörpert Romy Schneider die Jüdin Anna Kupfer. „Diese Rolle ist eine Rolle, der ich in all meinen Filmen am meisten zustimme. Das Mädchen handelt, denkt und liebt so, wie ich es auch tun würde. Es ist die beste, die mir in den letzten Jahren angeboten worden ist. Um ein Signal gegen die Nazitypen zu setzen, die in Deutschland noch immer etwas zu sagen haben, habe ich mitgemacht.“

Auch die Rolle der Marthe Hanau in La Banquière/Die Bankiersfrau (Francis Girod, F 1980) fasziniert die Schauspielerin. In Kritiken wird sie für ihr Spiel gelobt: „Das ist genau das richtige Stilmittel: kein aufgebauschtes Drama, sondern eine tragigkomische Salonkomödie mit Demi-Monde-Touch. Selten sah man Romy Schneider so gelöst, so diszipliniert – sie beherrscht, man staune, auch das feingestimmte Kammerspiel.“
Ihren letzten Spielfilm La Passante du Sans-Souci/Die Spaziergängerin von Sans-Souci (Jacques Rouffio, BRD/F 1981/82) widmet sie ihrem verunglückten Sohn David und Harry Meyen. „Jacques Rouffio [Regisseur des Filmes; Anm. d. V.] war sich diesbezüglich nicht sicher. Aus Scham, glaube ich. Er sagte zu mir: ‘Ich glaube, daß dies etwas Persönliches ist.’ Ich habe ihm geantwortet: ‘Was ist heute noch persönlich? ’ Man scheint doch jedem zu gehören. Also, wenn ich schon allen gehöre, sollen auch alle wissen, was mir gehörte und was ich verloren habe. (...) Für mich ist Die Spaziergängerin von Sans-Souci mehr als nur ein Film. Sehr viel mehr.“

Nach einem Essen mit Freunden am 28. Mai 1982 setzt sich Romy Schneider in ihrer Pariser Wohnung an den Schreibtisch, da sie noch einiges erledigen will. Am nächsten Morgen findet ihr Lebensgefährte Laurent Pétain sie zusammengesunken am Sofa: Die 43-Jährige ist an Herzversagen gestorben. „Es war Romy Schneiders Großmutter, Rosa Albach-Retty, die in ihren Memoiren das Leben der berühmten Enkelin reduziert hat auf das Bild der Kerze, die man an beiden Enden entzündet. Nach Romy Schneiders Tod wurde es in vielen Nachrufen übernommen... 43 Jahre auf einen kurzen Nenner gebracht.“

Monika Kaczek

Die Autorin dankt Karin Moser und Marlis Schmidt vom Filmarchiv Austria für die Unterstützung.

Zur Autorin:
Monika Kaczek studierte Geschichte und Judaistik in Wien und Köln. Sie ist Angestellte der Universität für angewandte Kunst Wien und programmiert die Jüdische Filmwoche Wien.