Dialog für die Zukunft

„Was soll das Gedenken an die Shoah, wenn es uns nicht hilft, die Zukunft vorzubereiten? Was bringt uns dieses Erbe, wenn es uns nicht den Anderen öffnet? In Galiläa existiert ein einmaliger Ort, wo dieses Teilen auf humanistischen Grundwerten seiner Gründer, die die Ghettos in Europa überlebt haben, ruht. Ein Ort, an dem hinausgehend über das reine Bewahren der Erinnerung , das Aneignen von historischem Wissen der Gegenwart dient, den Unterricht und den Dialog mit den heranwachsenden Generationen, was auch immer ihre Abstammung, ihr Glaubensbekenntnis, ihr Umfeld sei, fördert. Dieser Ort sagt uns: „So war es gestern“ und er fragt: „Wie wird es morgen?“
Emmanuel Finkiel

Im Norden Israels, in der Nähe der Stadt Akko, liegt der Kibbuz Beit Lohamei Haghetaot mit seinen drei pädagogischen Zentren: dem Zentrum für humanistische Erziehung, Yad Layeled („Die dem Kind gereichte Hand“) und dem Museum der Ghettokämpfer. Diese Institutionen wenden sich an die Jugend und an die Lehrenden, sowohl auf der Ebene der Schulen als auch der Universitäten.
Das Zentrum für humanistische Erziehung bringt Jugendliche aller Konfessionen unbeachtet ihrer Herkunft zusammen, um ihnen die Wege zu einem friedlichen Zusammenleben auf Basis von Toleranz und gegenseitigem Verständnis aufzuzeigen. Aber auch Jugendliche mit ihren Betreuern aus Ruanda lernen, mit den Problemen des Genozids in ihrem Land umzugehen und Zukunftsperspektiven zu planen. Die Shoah hat universelle Bedeutung und soll Maßstäbe für menschliche Verantwortung und humanistische und demokratische Werte fördern.
Yad Layeled ist Mahnung und Erinnerung an die 1,5 Millionen ermordeten Kinder im Rahmen eines didaktisch aufgebauten Museums, das sich so einfühlsam wie möglich an die 10- bis 14-jährigen Kinder wendet. Unter anderem gestalten sie Ausstellungen über Kinder, die die Shoah überlebt haben und nun dem Museum persönliche Gegenstände – Fotos, Briefe und ihren Lebenslauf – überlassen haben. Diese Überlebenden kommen selbst zu den Seminaren, um persönlich Zeugnis abzulegen. Ein Zukunftsprojekt ist beispielsweise die Videoaufzeichnung der Aussagen dieser Zeitzeugen. Das Museum der Ghettokämpfer bietet auf vier Stockwerken ständige Ausstellungen, unter anderem über Ghettos, Konzentrationslager, Gerechte der Nationen, Widerstand und viele andere Themen, (Nähere Informationen unter: www.ghf.org.il und www.yadlayeled.org).

Der Verein Dialog für die Zukunft/Yad Layeled Austria wurde am 19. Juli 2006 gegründet und legt sein Hauptaugenmerk auf die Unterstützung der Institutionen von Beit Lohamei Haghetaot, insbesondere von Yad Layeled.
Der Bekanntheitsgrad dieser Einrichtungen soll verstärkt und die Unterstützung und Hilfestellung beim Unterricht über den Holocaust gefördert werden. Diese Ziele sollen in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Yad Layeled France (Informationen: http://www.yadlayeled.org/) angestrebt werden, wobei eine Ausweitung auf ein europäisches Netzwerk geplant ist.

Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv Austria

In Zusammenarbeit mit Prof. Michel Cullin von der Diplomatischen Akademie in Wien werden am 9. November 2006 die Historikerin Fabienne Regard ihr neuestes Buchprojekt über Zeitzeugen im Schulunterricht und der Historiker Georges Bensoussan sein letztes Buch, Europe, une passion génocidaire (Europa, eine Leidenschaft für Völkermord), vorstellen.

Ort: Metro Kino, Johannesgasse 4, 1010 Wien
Zeit: Donnerstag, 9. November 2006, 20 Uhr (Simultanübersetzung)

Im Rahmen der Jüdischen Filmwoche 2006 wird am 10. November 2006 der Film Dialogue pour demain/Dialog für Morgen von Emmanuel Finkiel über die pädagogischen Zentren von Beit Lohamei Haghetaot gezeigt werden, dessen deutsche Untertitelung von der Stadt Wien (MA7-Wissenschaft und Forschung) gesponsert wird. Der Film vermittelt an Hand der Aussagen älterer und jüngerer Generationen eine optimistische Vision. Auf der Leinwand reichen sich junge und alte Juden, Araber, Christen und Drusen beiderlei Geschlechts die Hand, in dem sie die Ansicht vertreten, dass die Anerkennung der jeweiligen Leiden- wenn sie auch nicht vergleichbar sind- die Grundlage für einen zukunftsorientierten Dialog ist, trotz der harten Realität der offiziellen Politik. Im Anschluss an die Filmvorführung: Runder Tisch (siehe nähere Informationen im Katalog, S. 24).

Ort: Metro-Kino, Johannesgasse 4, 1010 Wien
Zeit: Freitag, 10. November 2006, 20.30 Uhr

Kontakt und weitere Informationen: Dr. Nicole und Dr. Alfred Philipp (http://www.dialog-fuer-die-zukunft.org, e-mail: dialog.zukunft@gmx.at)