Weiters sind die diesjährigen JFW auf 13 Tage verlängert worden, bzw. auf 11 "volle Kinotage" und 2 "Nach-Shabbath"-Abendvorstellungen.
Obwohl Israel auch als "Filmland" bereits seit 50 Jahren besteht, ist es unter diesem Aspekt in Österreich nach wie vor terra incognita. Es werden sich daher mehr als 2/3 der heuer
gezeigten Filme in rund 40 Vorstellungen mit Israel befassen und/oder aus Israel stammen.
Bei der Auswahl dieser Filme haben wir uns bemüht, die Geschichte von Palästina respektive Israel seit der Erfindung des Kinos, also seit 100 Jahren, möglichst lückenlos filmisch zu
dokumentieren. Diese Präsentation beginnt mit 16 jeweils knapp einminütigen, in der Folge aneinandergeklebten Filmen eines Lumière-Programms, Lumière en Palestine, und zeigt weiters aus jeder Epoche des israelischen Films markante Werke, die mehrheitlich ihren Weg weder in unsere Kinos noch ins öffentlich-rechtliche Fernsehen gefunden haben. Daß für die Behandlung und Diskussion des Themas "50 Jahre Israel" auch - sich als solche deklarierende - palästinensische Filme
unerläßliche Bestandteile eines seriösen Programmes sein würden, stand für uns schon zu Beginn der Filmplanung fest. Es wurden daher zwei israelische Regisseure, sowohl ein Jude als auch ein Araber, eingeladen, um
je eine ihrer Arbeiten persönlich zu präsentieren.
Der Eröffnungsfilm der JFW 98, Left Luggage, ist das Regiedebüt des bekannten
holländischen Schauspielers Jeroen Krabbé; er spielt neben Isabella Rossellini, Laura Fraser, Marianne Sägebrecht und Maximilian Schell auch eine der Hauptrollen und wird voraussichtlich
bei der Premiere anwesend sein. Weitere Spielfilme unseres "internationalen Panoramas" sind Daniel S. Burmans Rachemelodram A Chrysanthemum Bursts in Cincoesquinas aus Argentinien, Robert Glinskis Aufarbeitung der stalinistischen "Säuberungswellen", All That Really Matters aus Polen, Roger Hanins Liebeserklärung an seine Mutter, Soleil (mit Sophia Loren), und Thomas Gilous Box-Office-Komödienhit La vérité si je mens aus Frankreich sowie Boaz Yakins Schilderung der Selbstbefreiung einer chassidisch-amerikanischen Jüdin, A Price Above Rubies mit Renée Zellweger, der Entdeckung aus dem Tom-Cruise-Erfolg Jerry Maguire.
Da auch Hollywood die Gründung des Staates Israel mehrfach, meist aufwendig und mit Starbesetzung , kommentiert hat, erschienen uns Wiederaufführungen von Otto Premingers Exodus eine reizvolle Ergänzung zu sein. Um den Film, der leider zu oft verstümmelt im Fernsehen ausgestrahlt wurde, in seiner ganzen Breite auf der großen CinemaScope-Leinwand auskosten zu können, werden wir die von MGM zur Verfügung gestellte neue Kopie mit restauriertem Stereo Sound am Fronleichnam Feiertag (11. Juni) als Matinée vorstellen.
Zu den herausragendsten Dokumentationen nicht-israelischer Regisseure über Israel und sein Selbstverständnis gehören zweifellos Chris Markers Description of a Struggle und die Interview-Filmanalysen Warum Israel? und Tsahal des peniblen Dokumentaristen Claude Lanzmann, dessen Shoah auch in Österreich zu sehen war und der zur Präsentation seiner Israel-Filme in Wien eingeladen wurde.
Weitere interessante Dokumentationen internationaler Provenienz: Mark Jonathan Harris' The Long Way Home, der heuer als Bester Dokumentarfilm des Jahres 1997 den Oscar bekam und in Anwesenheit von Simon Wiesenthal gezeigt wird; Barbara Kopples Woody-Allen-Portrait Wild Man Blues, Barbara Pfeffers Jewish Soul, American Beat - The Return und Simcha Jacobovicis Hollywoodism - Jews, Movies, and the American Dream über
Aufstieg und Fall der jüdischen Hollywood-Studiomoguln. Auch drei in Österreich gedrehte Dokumentationen stehen auf unserem Programm: Frederick Bakers Eric Hobsbawm and the Pressburger Bahn, Norbert Prettenthalers und Herbert Tucmandls Die goldene Stadt sowie Petrus van der Lets und Christian Schüllers Rasse Mensch - Jeder Mensch ein Mischling. Aufgrund der großen Nachfrage wiederholen wir diesmal einen Film aus dem Vorjahr: Rex Bloomsteins Collage über den jüdischen Humor Next Time Dear God, Please Choose Someone Else: Jewish Humour, American Style.
Unser Dank gilt all jenen, deren Wissen und Zeit und, nicht zu vergessen, finanzielle Unterstützung die Jüdischen Filmwochen 1998 ermöglicht haben.
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß die JFW am 6. und 13 Juni jeweils nur die Abendvorstellung nach Shabbath bzw. am 12. Juni vor Shabbath ihr Programm bestreiten wird. Das Künstlerhaus Kino wird
an diesen drei Tagen Woody Allens Deconstructing Harry (in der deutschen Fassung, Harry außer sich) zeigen.
Stephan Gáspár, Monika und Frédéric-Gérard Kaczek
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