GASTREDE VON BERND GALLOB ANLÄSSLICH DER ERÖFFNUNG

Zum 11. Mal, im 11. Monat des Jahres beginnt heute die Jüdische Filmwoche. Zum 1. Mal findet sie in 11 Kinos in 11 Städten Österreichs statt. Nach meiner profanen Privat-Kabbalistik deutet diese massive Häufung von 1-sern wohl ein summa cum laude sub auspiciis praesidentis für die Organisatoren der Filmwoche an: Monika und Frédéric-Gérard Kaczek. Mit Respekt und Freude begrüße ich auch die 1938 emigrierten Eltern von Frédéric-Gérard: Claire und Henri Kaczek.
Es ist für Film und Kino in Österreich eine kluge und richtige Entscheidung, dass die Jüdische Filmwoche am Beginn des zweiten Dezenniums ihrer Existenz aus einer Wiener Initiative zu einer österreichischen gewachsen ist. Zum Mut und zur Risikobereitschaft gratuliere ich mit Respekt. Meinen Beitrag bitte ich Sie als eine Einladung zu verstehen, gemeinsam zum Thema Jüdische Filmwoche reflexiv nachzudenken.

Drei Fragen dazu drängen sich mir auf.

Was ist Jüdisch?

Was ist Film?

Was ist jüdischer Film?

So etwas wie eine ansatzlose "Normalität", als ob nichts geschehen wäre in der Beziehung Wiens und Österreichs zu den hier geborenen bzw. lebenden Jüdinnen und Juden, wird es wohl auch in der Stadt, in der Sigmund Freud die Verdrängung erforschte, nicht mehr geben können. Ich denke aber in diesem Kontext, dass der Diskurs zur Frage nach dem Jüdischen, nach der Substanz einer vielfach über das religiöse Bekenntnis hinausgehenden, oftmals als Schicksal empfundenen Lebens- und Kulturform, zur Herstellung von minimalen Standards geistig-kultureller Hygiene, allein in der Verwendung der Sprache, aktuell und nötig ist.

Ich positioniere das Thema im heutigen Rahmen der Filmkunst als human- und kulturwissenschaftliche Fragestellung, wobei der ungeistige Schutt ordinärer und massenmörderischer Klischees und Projektionen, aber auch verharmlosende Reduktionen auf Witz und Humoriges, nicht Perspektiven meiner Betrachtung sind. Ohne die Schlachtbank der Geschichte und das daraus resultierende apokalyptische Grauen verdrängen oder gar vergessen zu wollen, wie es jüngst mit höchst fragwürdigen Hinweisen auf eine vorgebliche Kulturgeschichte des Löschens von unangenehmen Gedächtnisteilen empfohlen worden ist. Diese versuchte kollektive Begnadigung, österreichisch betrachtet eine Selbstbegnadigung, ist eine Verirrung eines ins maßstablose abgeglittenen Denkens.

"Jüdisch" ist kulturanthropologisch betrachtet mit Sicherheit nicht das Gegenteil des "nicht Jüdischen". Dies ist nur scheinbar eine Paradoxie. Auch wenn das antijudaische Christentum eine Kontraposition seit der Wandlung des Saulus zum Paulus als eine Art Marketingstrategie über Jahrtausende behauptete und ausbaute. Das Jüdische ist in unseren okzidental-aufgeklärten Denk- und Kultursystemen Bestandteil auch - lassen sie es mich des Ausserjüdischen nennen - Teil von uns allen. Beginnend bei den Kulturleistungen des Monotheismus - und dem Verbot von Menschenopfern - beispielsweise in Anlehnung an den Soziologen Gunnar Heinsohn angeführt.

Vilém Flusser, ich halte ihn für einen der aufregendsten und unkonventionellsten Denker des 20. Jahrhunderts, klärt dieses komplexe Thema in seinem Buch "Jude sein" in der ihm eigenen präzisen Sprache: "Als Weltanschauung ist das Judentum ein Lebensprojekt, das in unserer Zivilisation (im Hegelschen Sinn) ?aufgehoben' in sie integriert ist." schreibt er.

Diese allgemeine Einordnung vertieft er pointiert mit der Definition der speziell jüdischen Botschaft des Judentums " Es ist sehr wichtig, nicht zu vergessen, daß das ursprüngliche Judentum eine Summe konkreter Modelle für ein Verhalten ist, das dem absurden Leben Bedeutung verleiht. Nicht nur Hiob, auch Kafka bezeugt es". Flusser führt als Fallbeispiele die Modelle der Kibbuzim, des "ganzen jüdischen Staates", von Marx, Freud, Spinoza, Husserl, Schönberg, Wiener, Levi-Strauss und Popper als Beispiele an, und unterstreicht nochmals "dass der jüdische Beitrag darin besteht, Modelle für konkretes Verhalten zu entwerfen".

Im Licht dieser Flusserschen Reflexionen habe ich, wie eingangs erwähnt, die Eröffnung der Jüdischen Filmwoche als Anlass zur Diskussion sehr grundsätzlicher Fragen, politischer und geisteswissenschaftlicher Dimension, begriffen.
Film und Kino, um zur zweiten Frage zu kommen, sind bisher Höhepunkte und Vollender der größten und revolutionärsten Kultur-Demokratisierung in der Geschichte der Menschheit, ausgelöst durch die Technik der Bild- und Tonträger. Film ist, wie der 1940 von den Nazis zu Tode gehetzte epochale Kulturphilosoph Walter Benjamin sagte, technisch unbeschränkt reproduzierbar. Diese beliebige Vervielfältigbarkeit macht theoretisch erstmals eine Teilhabe aller Menschen an einer künstlerischen Demokratie möglich.

In Wirklichkeit, so konstatiert der amerikanische Filmwissenschafter James Monaco, konsumieren die meisten Betrachter Kunst immer noch passiv und präzisiert diesen empirisch schwer widerlegbaren Befund: "Wir wissen sehr wohl, daß wir lernen müssen zu lesen, bevor wir versuchen können, Literatur zu genießen oder zu verstehen; aber wir neigen dazu zu glauben, daß jeder einen Film lesen kann. Es ist wahr, jeder kann einen Film sehen. Aber einige haben es gelernt, visuelle Bilder zu verstehen, physiologisch, ethnografisch und psychologisch -, und dies weitaus besser als andere".

Das weit verbreitete konnotativ-optische Analphabetentum bei gleichzeitig anschwellender Bilderflut ist, so behaupte ich, zu einer der Kernfragen für den Bestand der Fundamente unseres liberal-aufgeklärten, demokratischen Rechtsstaates und der individuellen Freiheit geworden. Diese Problematik existiert nicht erst seit dem 11. September, wird seither aber spürbar stärker thematisiert. Es ist wohl das mörderische Signal der Nutzung unserer freien Medienstrukturen gegen diese individuelle Freiheit zu unübersehbar- und unüberhörbar gewesen.

Zur Bewältigung der immer erdrückender werdenden Bilderflut wird so etwas wie eine zweite Alphabetisierung nötig sein. Damit etwa die Fiktionalität des künstlerisch bewußt gestalteten Films nicht mit 1 zu 1 Direktübertragungen wie jener von der Katastrophe in New York grundlegend verwechselt werden kann. Und damit diese grauenerregende Augenzeugensituation nicht durch einen Fluchtweg in eine digitale, ja virtuelle Scheinfiktionalität verharmlost wird. Mit wachsendem Schaden für alles was künstlerisch bewusst gestaltet und human intendiert ist. Nicht vergessen möchte ich in diesem Kontext den Hinweis, dass auch optisches Verschweigen und/oder Zensurieren, etwa der Kriegshandlungen in Afghanistan, keineswegs zu Lösungen des angesprochenen Problems führen können.

Eine enorme Anzahl spezieller Filmarten gäbe es lesen zu lernen, bunt gemischt in der Identifikationsgrundlage: Den Autorenfilm, den Hollywoodfilm, den Erzählfilm, die Screwball-Komödie, Film-Noir, Black Cinema, den Japanischen, Deutschen, Russischen, Indischen, Dänischen, Englischen, Italienischen, den realistischen Film, den surrealen Film, den Französischen Film, die Nouvelle Vague, den Stummfilm, den Western, den Experimentalfilm, den Dokumentarfilm, den Kurzfilm und so weiter und so fort.

Könnte es sein, das frage ich mich und Sie, dass der jüdische Film jene einzigartige Filmform ist, die in fast allen Filmarten und -stilen und Ländern jüdische Themen behandelt, oder von jüdischen Künstlern bzw. Künstlerinnen zumindest mitgestaltet wurde und wird. Bei den Filmstilen bin ich gewiss, dass das so ist, bei den meisten geographischen Zuordnungen auch, bei ethnografischen Definitionen müsste man das einmal näher untersuchen. Unter dieser Perspektive wäre der jüdische Film - wie das Jüdische als Lebensanschauung - eine weltumspannende, urbane und nur sehr zum Teil auch ethnografisch begreifbare Kunstform.

Jürgen Habermas, der Gralshüter der Aufklärung in Europa, hat in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises durch den Deutschen Buchhandel am 14. Oktober 2001 in der Frankfurter Paulskirche die zivilisierende Rolle des demokratisch aufgeklärten Common Sense hervorgehoben. Das Bemühen um Wahrhaftigkeit und kritischer Diskurs sind die Insignien des demokratisch aufgeklärten Common Sense, nicht Abschottung nach Innen und/oder Aussen.

Für diesen Common Sense sind Offenheit, Urbanität, Einsicht und Weltenbürgertum geistige Voraussetzungen, Eigenschaften die viele Wiener und österreichische Juden in Kunst, Wissenschaft, Medizin, Bildung, Kultur und eben auch beim Film einbrachten.

Wieviel Dummheit und Niedertracht, so frage ich, sind nötig, aus diesen Leistungen für die Welt eine angebliche Verschwörung gegen diese, unsere Welt, zu konstruieren.

Die Shoah hat die Weiterführung dieses Projekts der modernen Geistigkeit brutal zerstört. Ich spüre immer eindringlicher den Verlust dieser Substanz gerade in dem mir nahe stehenden schöpferisch-geistig-künstlerischen Leben unserer Civil Society.

Gestatten Sie mir eine kleine persönlich-reflexive Reminiszenz aus der Sicht des Angehörigen einer seltsamen Zwischengeneration. 1944 wurde ich am Ende der größten industriellen Vernichtung von zuerst humanen Werten, und dann vom Kosmos, von unschuldigen Menschen, geboren. Ohne Fernsehen, ohne EDV, aber ganz und gar nicht ohne Film, im analogen Systemdenken auf- und ins digitale System weitergewachsen, war für mich das Werden der 2. Republik, vor allem nach 1955, mit dem Bemühen um den Common Sense verknüpft.

Je tiefer ich mich mit der Substanz der geistig-künstlerischen Leistungen unserer vielfach ausgelöschten Vor- und Vorvorgeneration auseinandersetzte, mich mit ihr einließ, mich verstrickte, um so mehr trauere ich diesem Traum des aufgeklärten demokratischen Common Sense, der hierzulande nachhaltig beschädigt wurde, nach. Versungen und vertan, so empfinde nicht nur ich die kommunikative Grundstimmung unserer Republik heute.

Viele Leistungen, Leistungsträgerinnen und Leistungsträger des Aufbaus oder Wiederaufbaus Österreichs wurden quasi ausrangiert, verbannt, während - wie erwähnt - für die Verursacher der Jahrtausendkatastrophe eine kollektive Begnadigung durch Vergessen zur Diskussion gestellt wurde.

Die großartigen Leistungen jüdisch-österreichischer Künstler und Künstlerinnen, auch von ihnen habe ich gerade gesprochen, sind wesentliche Marksteine in der Geistesgeschichte Österreichs, besonders seit der Aufklärung. Sie beförderten in beeindruckender Weise das Projekt der Moderne für dieses Land und diese Stadt - ich erinnere daran, dass Flusser mit Freud, Wiener, Popper und Schönberg allein 4 Schöpfer von weltumspannenden Modellen aus unserer Stadt angeführt hat.

Den gewaltsamen Exodus großer jüdischer Filmschaffender muss ich nicht weiter ausführen, das ist alles längst dokumentiert, nicht neu und jeder, der es wissen will, weiß auch darum. Ich bitte Sie aber, auch jener zu gedenken, die ohne jemals eine Chance auf Leben und Leistung bekommen zu haben, durch Terror und Mord namenlos geblieben sind. Denen man eine Zukunft grauenvoll verweigert hat.

Mit dem Vermächtnis unserer jüdischen Künstlerinnen und Künstler, das Wort Erbe wage ich gar nicht im Sinne des Wortes anzuführen, sind wir in der zweiten Republik nicht pfleglich umgegangen.

Es ist das cineastische Unverständnis leider fast so etwas wie ein besonderes österreichisches Antigütesiegel geworden. Österreichische Künstlerinnen und Künstler haben Großartiges für Film, Cinema und Movies geleistet, und in einzelnen Fällen schaffen sie es auch heute noch, trotz der aktuellen Orientierungslosigkeit. Kitty Kino, Heide Pils, Susanne Zanke, Michael Haneke, Andreas Gruber, Ulrich Seidl, Johannes Fabrick sind Beispiele dafür. Wie, so frage ich mich, werden sie enden, wenn sie nicht ausser Landes gehen?

Nein, das ist keine Übertreibung: Die Leidensgeschichte der "Anne Frank" hat, historisch betrachtet, sehr viel mit österreichischen Nazis in den Niederlanden zu tun. Robert Dornhelm, ein österreichischer Filmschaffender, hat vor wenigen Tagen für seine Filmversion den Emmy-Award erhalten. Das Drehbuch dazu schrieb Melissa Müller, eine in Deutschland lebende Österreicherin. Produziert werden musste der Film in Amerika, da man hierzulande die Finanzierung nicht zu Stande brachte

So etwas wie ein Spiegelbild für die Lage des Films in Österreich ist das wohl letzte Aufbäumen des großen Oskar Werner. Er, der zu Kriegsende mit einem Kind und seiner jüdischen Frau in die Wälder um Wien flüchtete, der seine Weltkarriere mit der Rolle eines jüdischen Emigranten 1976 in Stuart Rosenbergs "Voyage of the damned" abschloss, war ein Schwieriger. Gewiss, das sind große Künstlerinnen und Künstler sehr oft. Und er ist durch seine Biografie ein jüdisches Thema geworden.

Sein letzter Brief in Sachen Film ist zutiefst berührend. Er ist Ausdruck des vielfach inadäquaten Umgangs in Österreich mit den kostbarsten Menschen, die wir haben: den Künstlerinnen und Künstlern und den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, unabhängig von der Tatsache, daß Oskar Werners Uhr, vor allem psychisch betrachtet, 1983 leider abgelaufen war. Zu fragen hätten wir uns, warum das so war.
Oskar Werner schrieb am 14. Oktober 1983 an den Generaldirektor eines der größten österreichischen Kreditinstitute

"Sehr geehrter Herr
Mein Anliegen:
Ich möchte wieder einen österr. Film machen

DER LIEBE WIEDERKEHR
(treatment liegt bei)
Dazu braucht man bekanntlich Geld.
Meine Frage.
Wäre die Bank bereit, diesen Film zu finanzieren.
Er kann billig, d.h. nicht billig aber nicht teuer hergestellt werden. Ich habe vor Jahren einen JUDAS Film gemacht als Hauptdarsteller und Regisseur - in 15 &Mac253; Tagen für DM 153.000.

Ihr Interesse würde mich freuen - noch mehr Ihre Bereitschaft
Mit guten Gedanken
Ihr ergebener
Werner"

Kürzlich gab es im Künstlerhaus eine Veranstaltung zum Thema Filmfinanzierung im Kontext EU und dem i2i Filmfinanzierungsprogramm der Europäischen Investitionsbank mit Vizedirektor Dr. Ewald Nowotny. Die Filmproduzenten berichteten, dass sie von den österreichischen Banken zu ernsthaften Finanzierungsgesprächen nicht einmal vorgelassen werden. Und sie sind keine Weltstars wie Oskar Werner, der hierzulande auch betteln musste.

Das ist erschreckend, demütigend.

Im Kontext des oben erwähnten kritischen Diskurses ist die heute beginnende Jüdischen Filmwoche ein adäquater Anlass, das Thema der Zukunft von Film und Kino in Österreich anzusprechen. Es ist dies kein billiger Versuch, 2 anwesende Kulturpolitiker zwecks Steigerung der Fördermittel öffentlich zur Rede zu stellen. Der Diskurs fordert uns alle: wie können in diesem Land tragfähige Strukturen zur professionellen Finanzierung, Produktion und Distribution von Film hergestellt, oder wenn ich an die Geschichte der Wien Film denke, wiederhergestellt werden. Auch im Sinne einer großen medientechnologischen Herausforderung an eine innovative Infrastruktur.

Zusätzlich befinden wir uns in Wien augenscheinlich auch in einer Art aktuellen Kino-Götterdämmerung. Das älteste Kino der Welt, das Erika Kino, dem ich hunderte Filmabende verdanke, ist bereits geschlossen. Eines der schönsten Kinos, vielleicht sogar das schönste Kino der Welt, das Metro-Kino, ist, so stand es zu lesen, wie fast alle Kinos im 1. Bezirk und in Ringstrassennähe, gefährdet.
Da bedarf es sichtlich radikaler, aber auch durchdachter Veränderungen.

Die Verwertung des Schaffens von meist schon toten Künstlerinnen und Künstlern funktioniert ziemlich gut. Ein Blick auf die aktuelle Theaterszene in Wien zeigt aber, dass die Probleme auch im nachschaffenden Sektor größer werden.

Wenn es nicht gelingt, bessere Schaffensbedingungen für die Schöpfer und Schöpferinnen von künftigen Kunstwerken bzw. tragfähige Produktionsrahmenbedingungen für Film- und Medienschaffende herzustellen, dann degeneriert die angesprochene Verwertung zur blinden Ausbeutung, oft auch derjenigen jüdischen Schöpferinnen und Schöpfer, die unter grauenhaften Bedingungen ermordet worden sind - der Orpheus Trust der Musikwissenschafterin Primavera Gruber, der seit geraumer die musikalischen Nachlässe jüdischer Komponistinnen und Komponisten aufarbeitet, kann es beispielsweise bezeugen.

Als Nachweis für den Tatbestand einer sich immer stärker abzeichnenden Zukunftslosigkeit beim aktiven und künftigen Schaffen erinnere ich an die angesprochene Nichtfinanzierung des heimischen Films. Was bereits zu negativen Konsequenzen geführt hat: Letztland im Rahmen der EU sind wir schon als Ort der Filmschaffenden, gemessen an der anteilsmäßigen Zahl der Beschäftigten. Ich erinnere aber auch an die Marginalisierung des österreichischen Verlagswesens für die Autorinnen und Autoren aber auch für die zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten. Beispielsweise gesagt, denn die bewußt betriebene Marginalisierung eines modernen geistig-künstlerischen Wertesystems hat die Liquidierung dieser organisatorischen Basisstationen für schöpferische Menschen planmäßig vorbereitet.

Und das liegt nicht an den künstlerischen Potenzialen des Landes.

Kennen sie Paul Haslinger? Schauen sie sich den Film Crazy/Beautiful mit der hinreissenden Kirsten Dunst an. Der ebenso hinreissende Soundtrack ist eine Arbeit dieses in der internationalen Filmszene sehr geschätzten gebürtigen Linzers, der in Salzburg und Wien studiert hat.

Crazy/Beautiful ist ein Film der Disney-Production.

Wir als Bürgerinnen und Bürger unserer Civil Society tragen, wenn wir eine sein wollen, Verantwortung für den absehbaren Verlust von Zukunft. Jede Zukunft ist aber auch eine künftige Vergangenheit.

Die von uns heute, morgen oder übermorgen produzierten künftigen Vergangenheiten werden Protokolle unseres Handelns, oder eben Nichthandelns, jedenfalls des Wahrnehmens oder eben Nichtwahrnehmens unserer Verantwortung bei der Gestaltung unserer und der nächsten Generationen Zukunft, sein. Am Inhalt dieser protokollierenden Drehbücher werden uns diese nachfolgenden Generationen bewerten.

Ich denke, es sind konkrete Visionen und es ist viel Arbeit nötig, dass aus dieser Verantwortung für unser Handeln oder Unterlassen nicht Schuld wird.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit